Bereits im Jahr 1862 muss es – wie Albert Schüler, geboren 1855, zu berichten wusste – in Ebringen schon eine Blasmusik gegeben haben; er selbst sei im Alter von 18 Jahren dieser Musik beigetreten.
Im Jahre 1912 entschloss sich der damalige Gemeinderat unter Bürgermeister Josef Bechtold, einen Musikverein zu gründen.
Es wurden Instrumente gekauft und um aktive Mitglieder geworben.
Unser erster Proberaum war das westliche Eckzimmer im 2. Stock des Rathauses. Bald bekamen wir den Keller im neu erbauten oberen Schulhaus zur Verfügung gestellt. Der Raum hatte nur Betonboden, die Wände waren nass, es gab keinen Ofen, die Beleuchtung war ebenfalls schlecht. Schon der Kellereingang war ein nasses Loch. Auf Antrag des Musikvereins ließ die Gemeinde einen Holzboden legen und einen kleinen eisernen Ofen aufstellen. So war dem ärger Übel abgeholfen. Auch die Beleuchtung wurde nach und nach verbessert.
Unser erster Vorstand war Bürgermeister Josef Bechthold.
Zunächst dirigierte ein Herr Krieg, dann ein Herr Borg; beide waren in jener Zeit aktive Musiker bei der Regimentsmusik des damaligen Infanterie-Regiments 113 in Freiburg.
Vizedirigent war Josef Jenne, der leider im ersten Weltkrieg gefallen ist.
Noch vor dem Ersten Weltkrieg gab Bürgermeister Bechtold die Vorstandschaft ab; es wurde Adolf Walk gewählt.
1914 kam mit dem Krieg eine Zwangspause.
Gleich nach dem Krieg November/Dezember 1918, hat Vorstand Walker wieder für die Musik geworben.
Der neue Dirigent war ein Herr Messmer aus Köln. Vizedirigent war Wilhelm Herth. Als 2. Vorstand wurde Josef Jenne gewählt.
Das Amt der Schriftführers und Vereinskassierers übernahm Albert Zimmermann.
ZU den wenigen Ehemaligen kamen viele junge Leute, und der Aufbau der Musikapelle machte gute Fortschritte.
Dirigent Messmer zog noch 1919 in seine Heimat zurück.
Als nächster Leiter unserer Musik kam dann ein Herr Adolf Kromer aus Kenzingen. Er war vor 1914 Militär-Musiker in Mülhausen/Elsaß, wurde nach dem Krieg ausgewiesen und wohnte seither in Freiburg. Er war ein überaus tüchtiger Musikfachmann, der uns bald zu ansprechenden Erfolgen brachte. Privat war er Telegrafen-Obersekretär in Freiburg.
Der erste Auftritt der Musik im Jahre 1919 war anlässlich eines Konzerts auf dem Schönberg am 1. Mai, ein weiterer war an Pfingsten 1919 bei der Wahl des neuen Bürgermeisters Max Zimmermann.
Zwischenzeitlich war ein Herr lange zu einer Versuchsprobe bei uns war. Er war Sachse, und sein Dialekt machte uns sichtlich Spaß, wenn er z. B. meinte: „Sie missen zuhause feste iben, damit die Döne scheene erausgommen“.
Musikverein Ebringen, 1. Mai 1919
Es war zwar ein guter Musiker, wohl aber für uns als Dirigent nicht geeignet.
Auch Herr Kromer war in den Proben manchen Aktiven zu streng. Er hielt die Proben von 20:00 bis 23:15 Uhr abends, meistens ohne Pause.
Herr Kromer hatte angeregt, Uniformen anzuschaffen, möglichst blaue Röcke und weiße Hosen.
Wir jungen Musiker sammelten Brennholz, lagerten es in der Scheune von Ernst Danner und verkauften es später. Vom Erlös konnten wir weiße Hosen anschaffen, die wir im Sommer 1923 erstmals trugen.
Im Jahr 1925 legte Adolf Walk das Amt des 1. Vorstandes aus Altersgründen nieder; er hatte in schwerer Zeit viele Opfer gebracht für den Musikverein Ebringen.
Als neuer Vorstand wurde Herr Alois Linsenmaier gewählt. Er war Krankenkassenverwalter in Freiburg. Dieser hatte sich stark für unsere Musik eingesetzt. Er war also der richtige Mann für diese Aufgabe.
Im gleichen Jahr holte unser Dirigent, Herr Kromer, der gleichzeitig Präsident des Freiburger Stadtgarten- Orchesters war, ein Herrn Albert Lühmann, Musikmeister a.D., aus Berlin nach Freiburgund benannte ihn zum Leiter dieses großen Orchesters.
Musikverein Ebringen, 1926
Im Jahr 1927 war ein Musikfest mit Preisspielen in Breisach. Der Musikverein hat sich auch dazu gemeldet. Es begann eine harte Probenarbeit. Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Wir spielten in der Unterstufe das Stück „Spanische Festovertüre“ von Popy und erhielten die Auszeichnung „Beste Tagesleistung“ sämtlicher Kapellen; es waren damals 24 Musikkapellen dabei.
Im Jahr 1928 verstarb an einem Kriegsleiden der aktive Musiker Karl Jenne. Damals spielte unsere Musik zum ersten Mal einen Trauermarsch und künftig bei jeder Beerdigung eines Mietglieds vom Trauerhaus bis zum Friedhof.
Heute wird zu Ehren verstorbener Mitglieder bei einem Opfer in der Kirche gespielt.
Im Jahr 1929 gab Herr Alois Linsenmaier das Amt des Vorsitzenden ab. An seine Stelle trat Herr Karl Winterhalter, Metzgermeister, der der diesen Posten schließlich 33 Jahre inne hatte.
Auch gab es einen neuen Vizedirigenten. Das Amt wurde Fritz Schüler übertragen.
Etwa im Jahre 1930 baute Georg Merkle für unser Musikzimmer einen großen, breiten Notenschrank mit offenen Regalen. Diese neue Errungenschaft leistete uns sehr gute Dienste.
In den Jahren zwischen den Kriegen war das Geld oft knapp. Da zogen die Musiker mit Biggi und Eimer im Herbst zu den Winzern im Dorf und sammelten Wein. Dieser wurde dann verkauft. Der Erlös kam in die Vereinskasse.
Ein großes Ereignis war das Bundesmusikfest an Pfingsten 1933 in Freiburg. 200 Musikkapellen waren angemeldet, davon allein 115 zum Preisspielen, dass dann am Samstagnachmittag und Sonntagmorgen in 6 Lokalen stattfand. Unser Preisrichter war ein Herr Friedemann aus der Schweiz.
Als Preisstück spielten wir die Overtüre „Roland der Waffenschmied“ von Friedemann und erhielten einen 1. Preis. Das Preisspiel war für uns am Samstagmittag, abends war Festbankett in der Freiburger Stadthalle im Stadtgarten; wir waren hier nur Zuschauer. Am Pfingstsonntag war im Universitätsstadion großes Gesamtkonzert sämtlich am Fest teilnehmenden 200 Musikkapellen.
Am Abend war großer Zapfenstreich vor dem Stadttheater mit einer Besetzung von 1.000 Musikern. Am Montag war großer Festzug durch die Altstadt bis zum Messplatz. Dieses Bundesmusikfest war für alle ein unvergessliches, herrliches Erlebnis.
In der Generalversammlung 1934 gab Herr Kromer die Leitung unserer Musik ab und Herr Lühmann trat an seine Stelle. Herr Kromer hatte eine Berufung erhalten an die damals geschaffene Reichsmusikkammer nach Berlin. Er war nicht lange dort, weil er mit den dortigen Herren nicht überein kam. Herr Kromer wurde sogar als Präsident des Musikverbandes abgesetzt, und dieser Bund wurde auch von dort her aufgelöst.
Auch bezüglich des Vizedirigenten gab es einen Wechsel.
Aus beruflichen Gründen konnte Fritz Schüler die Proben nicht mehr regelmäßig und pünktlich besuchen. Da wurde Alois Franz, in einer Musikprobe von den Aktiven zum Vize bestimmt und am Fastnachts-Sonntag 1934 leitete ich zum ersten Mal ein Konzert der Musik. Es hat alles gut geklappt.
Als Vize hatte Alois Franz 1934 auch die Leitung der Tanzmusik übernommen.
Im Jahre 1963 waren wir bei einem Wertungsspiel in Waldkirch, wo wir die Note „sehr gut mit Auszeichnung“ erhielten. Um diese Zeit machte der Musikverein einen Ausflug in den Nordschwarzwald. Die Fahrt ging über Elzach, Wolfach, Alpirsbach, Freudenstadt, zur Schwärzenbach-Sperre und nach Hernwies. Auf dem Heimweg wurde noch am Mummelsee und in Lahr Halt gemacht.
Auf Grund des bereits erwähnten Berichtes des Albert Schüler feierte unsere Musik im Jahr 1937 das 75-jährige Fest unserer Dorfmusik, zugleich 25 Jahre Musikverein.
In den Jahren 1933 mussten wir auch ab und zu für die neue Partei spiele. Da die Instrumente Eigentum der Gemeinde waren, konnten wir nicht immer ablehnen. Dafür ließ man uns auch noch spielen am Weißen Sonntag oder an Fronleichnam, noch bis zuletzt 1939.
Dann kam der furchtbare Krieg, und es war aus mit der Musik.
Das Stadtgarten-Orchester wurde umgewandelt in Parteimusikzug, und Herr Lehman wurde Musikzugführer. Er musste wohl mitmachen, denn die Musik war sein Brot. Er hatte ja keinen anderen Beruf.
Während des zweiten Weltkrieges, fand eine Sammlung von Eisen und Metall statt. Der Ortskulturwart schaffte aus unserem Musikzimmer alle Notenpulte fort, sowie alle Instrumente die nicht im Gebrauch waren. Die anderen hatte jeder zum Glück in der letzten Probe vor dem Krieg mit nach Hause genommen.
Im Zweiten Weltkrieg sind 7 aktive Musiker gefallen oder wurden vermisst. Einer kam am Schluss krank heim und starb dann im Jahre 1946. Wir waren noch 11 Musikanten von früher. Einige befanden sich noch in Gefangenschaft.
Gleich wollten wir aber wieder mit der Musik anfangen. Aber unser Musikzimmer – das sah furchtbar aus. Aber mit Begeisterung gingen die Musikanten ans Aufräumen. Bald war die Ordnung einigermaßen wieder hergestellt, und es konnte wieder angefangen werden.
Bei einem ersten Konzert haben wir die Notenpulte vom Musikverein Wolfenweiler geliehen.